Traumata der Transition – jenseits von Nationalismus und Jugo-Nostalgie

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Previsić, Boris und Svjetlan Lacko Vidulić (Hg.). Tübingen: Narr, 2015.

Der Zerfall Jugoslawiens, seit 25 Jahren kontrovers diskutiert, wird in diesem multidisziplinären Sammelband einer kritischen Bilanz unterzogen – jenseits von Nationalismus und Jugonostalgie. Ausgewiesene Kultur- und SozialwissenschaftlerInnen reflektieren aus ihrer jeweils besonderen theoretischen Warte die historischen Ereignisse und ihre Diskursivierung. Der theoretisch-methodischen Vielfalt – kritische Diskursanalyse, Systemtheorie, Soziologie, Historiographie, Literaturwissenschaft, Medientheorie – steht ein Kohärenzmerkmal gegenüber, das eine Besonderheit dieses Bandes ausmacht. Die AutorInnen, lebensgeschichtlich eng mit dem Forschungsgegenstand Jugoslawien verbunden, legen ihre persönliche Verstrickung und die Implikationen für ihr wissenschaftliches Setting offen. Traumata werden verstanden als Verletzungen und Versehrungen im individuellen und kollektiven Maßstab; sie erscheinen als Folge der Transition, aber auch als deren Akteur, indem sie zur Erreichung bestimmter Ziele eingesetzt wurden. Der Begriff Transition umfasst Progressions- wie Regressionsbewegungen zwischen Modernisierung und Nationalisierung, die nicht auf die Zeit nach 1991 beschränkt werden können.