Portrait
Fanny Gutsche studierte Empirische Kulturwissenschaft, Politikwissenschaft und Skandinavistik in Tübingen und Stockholm. Seit Dezember 2012 ist sie Projektmitarbeiterin am Seminar für Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie der Universität Basel. Im Rahmen des SNF-Projekts „Broadcasting Swissness – Musical practices, institutional contexts, and the reception of traditional popular music: the acoustic construction of Swissness on the radio“ verfasst sie eine Dissertation zum Thema "Die 'Stimme der Schweiz' hören - Zur transnationalen Rezeption akustischer Swissness am Beispiel von Swiss Radio International 1936-2004“ (Arbeitstitel).
Raumrelevante Forschungsinteressen
· Vorstellungen von der Schweiz und von „Swissness“
· Image der Schweiz im 20. Jahrhundert
· Klang und Konstruktion von nationaler Identität
· Raum und Klang / Raum und Medien
Projektbeschrieb
Mit Schweizer Radio International (SRI) konnten sich Radiohörer ab den ersten Sendungen in den 1930er Jahren – damals noch unter dem Namen Schweizer Kurzwellendienst (KWD) – bis zur Überführung des Senders in eine Website 2004 weltweit die Schweiz ins Wohnzimmer holen. Der Sender erfreute sich großer Beliebtheit, was die Ergebnisse zahlreicher internationaler Hörer-Umfragen und vor allem die umfangreiche Hörerpost zeigen. Da viele Schweizer im Ausland (Auswanderer aber auch Touristen) SRI hörten, wurde Schweizer Radio International oft als „Heimweh-Sender“ bezeichnet. Und tatsächlich war es einer der beiden Hauptaufträge von SRI, die Bindungen der Auslandschweizer an das Heimatland zu stärken. Doch der weitaus grösste Teil der Hörerschaft bestand aus Nicht-Schweizern.
In meiner Doktorarbeit möchte ich untersuchen, welche Bilder und Vorstellungen über die Schweiz sich in der Kommunikation zwischen Sender und Empfänger zeigen. Kernfrage der Forschung ist, wie Klang beziehungsweise akustische Swissness die Konstruktion dieser Schweizbilder und damit verbundener Weltbilder beeinflusst und geprägt hat.
Grundlage für die Untersuchung bilden die kulturwissenschaftliche Analyse der umfangreichen Hörerpost an den Radiosender sowie die Auswertung der sendereigenen Hörerforschung und weiterer Archivalien. Des Weiteren sollen Experteninterviews mit ehemaligen HörerInnen Aufschluss über die verschiedenen Rezeptionskotexte von Swiss Radio International geben.
Theoretische Grundannahme ist, dass die Konstruktion von individuellen und kollektiven Vorstellungen über Raum (auch) akustisch, d.h. über die Wahrnehmung akustisch-medialer Programme, wie Musik, Geräusche und mündliche vorgetragene Texte wie Features, Reportagen oder Kommentare, funktioniert. Weiterhin wird davon ausgegangen, dass das Hören kein passiver Zustand, sondern ein aktiver Deutungs- und Konstruktionsprozess ist.
Publikationen
Gutsche, Fanny; Oehme-Jüngling, Karoline: Circulating “Swissness”. The Construction of National Images through Popular Music and the Impact of Technology, in: Thomas Hengartner, Ute Holfelder (Hg.): The Predicament of Technology: Fixing and Circulating Ephemeral Cultural Elements (erscheint voraussichtlich 2014).
Gutsche, Fanny: „Ihre Pfeife soll mir ein bleibendes Andenken an diese große Zeit sein!“ Neue Forschung zu Feldpostbriefen an die Firma Hohner während des Ersten Weltkriegs, in: Stadt Trossingen (Hg.): Trossinger Jahrbuch 2011, Trossingen 2012, S. 168-170.
Gutsche, Fanny; Ristic, Zlatibor: „Wissen Sie, mir ist noch nichts passiert, aber ...“ - Über das Leben und Erleben von (Un)Sicherheit in Stuttgart, in: Dauschek, Anja; Kubin-Scharnowski, Sarah; Tschofen, Bernhard (Hg.): Stuttgarter Leben. Stuttgart erleben: Kulturwissenschaftliche Erkundungen einer Stadt, Tübingen (im Erscheinen).